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Jugendliche wollen verstanden werden

Suizid ist bei jungen Menschen die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen. Trotzdem ist Suizid ein großes Tabu.

Man weiß wenig und hat Angst, falsch zu reagieren. Wenn Jugendliche sich zurückziehen, wenn die Noten schlecht werden, wenn sie anfangen, ihre CDs zu verschenken, das alles können Anzeichen für Suizidgedanken sein. „Eltern reagieren oft zu technisch“, hat Professor Armin Schmidtke beobachtet. Wenn die Noten schlecht sind, bieten sie Nachhilfestunden an. Dabei wollen die Jugendlichen verstanden werden. Sie warten auf die Frage, wie es ihnen geht, auf Verständnis, auf Gefühle. Ihr Liebeskummer tut weh, ein flapsiger Spruch tröstet sie nicht.

Jugendliche zu stützen, mit ihnen in Kontakt zu bleiben, raten Schmidtke und Dr. Denise Rossaro, die Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Ellwanger Krankenhaus, Eltern, Vertrauenslehrern und Freunden. Sie sollen Hilfe holen, wenn Jugendliche über Suizid sprechen. Die Meinung, wer darüber redet, macht’s nicht, ist falsch, sagt Schmidtke. Dafür stimmt, dass viele Jugendliche mit dem Gedanken an den eigenen Tod spielen. Das scheine zum Erwachsenwerden dazuzugehören.

150 Teilnehmer haben sich zum Symposium mit Schmidtke angemeldet, niedergelassene und klinische Ärzte, Mitarbeiter aus Kinder- und Jugendberatungsstellen, Vertrauenslehrer an Schulen. Sie alle gehören zu dem Netzwerk, das Denise Rossaro aufbaut, seit sie die Abteilung in Ellwangen übernommen hat.

„Wenn man den Verdacht hat, ein Jugendlicher denkt über Suizid nach, sollte man ihn ansprechen“, sagt Schmidtke. Es sei falsch, dass allein die Frage den Jugendlichen auf den Gedanken bringen könne. Ärgern kann sich der Würzburger Psychotherapeut, wenn Freunde oder Eltern den Jugendlichen die Klinik ersparen wollten. Auf die Idee käme bei einer Blinddarmentzündung niemand. Manchmal wird, wie im Fall eines Elfjährigen, die Depression erst in der Klinik erkannt. „Das kann man gut behandeln“, betont Rossaro. Dem Elfjährigen geht es wieder gut.“

(Erschienen: 08.05.2012 19:45, schwäbische.de)

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