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„Papas Seele hat Schnupfen“ Autorin Claudia Gliemann im Interview mit Freunde fürs Leben

Bild: Nadia Faichney

Das neueste Kinderbuch der Autorin handelt von der kleinen Nele, deren Vater an einer Depression erkrankt ist und versucht Kindern, diese Krankheit zu erklären.

In ihren Büchern, die von ihrem eigenen Verlag MONTEROSA erscheinen, thematisiert Claudia Gliemann kritische, ernste Themen und arbeitet sie kindgerecht auf. Vergangenen Jahres hat sie zwei Preise und drei Auszeichnungen für „Papas Seele hat Schnupfen“ erhalten, unter anderem den Antistigmapreis der DGPPN und den Publikumspreis der Frankfurter Buchmesse.

Anlass genug, um die Autorin näher kennen zu lernen. Im Freunde fürs Leben Interview erzählt uns Claudia von ihrer Motivation für das Verfassen von „Papas Seele hat Schnupfen“ und der Wichtigkeit Kinder auch mit ernsten Themen zu konfrontieren.

FRND: Claudia, was sind Deine Erfahrungen mit Depression und warum interessiert Dich das Thema?

Claudia Gliemann: Ich kenne einige Menschen, die unter Depressionen leiden. Besonders schwierig finde ich es, wenn die Betroffenen Eltern sind. Bei einer körperlich sichtbaren Krankheit hat jeder Verständnis und man kann es nachvollziehen, aber über psychische Krankheiten spricht man nicht gerne. Mir ging es bei dem Buch vor allem um die Gefühle der Kinder, es soll ihnen Mut machen und ihnen zeigen, dass es nicht nur ihnen so geht, sondern dass es auch anderen Kindern so geht. Es soll auch ein Anknüpfungspunkt und eine Möglichkeit sein, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, damit sie auch über ihre Gefühle reden können.

 

Bild: Nadia Faichney

FRND: Viele Deiner Bücher beschäftigen sich mit ernsten Themen. Wie kam es dazu, dass Du Kindern schwierige Themen erklärst?

Claudia Gliemann: Nicht alle meine Bücher sind zu schwierigen Themen. Bei MONTEROSA habe ich das Motto: „Manchmal liegen Glück und Trauer ganz nahe beieinander“, und so gibt es von mir Bücher zu fröhlichen Themen, aber eben auch zu schwierigen. Bei Büchern zu schwierigen Themen ist es mir wichtig, dass die Bücher vor allem helfen. Am schönsten für mich ist es dann immer, wenn ich sehe, wie meine Bücher und meine Texte die Menschen berühren, z.B. auf der Buchmesse, und deshalb schreibe ich diese Bücher, weil es einfach schön ist zu sehen, dass ich mit etwas, was ich kann, anderen helfen kann.

FRND: Was hat Dir als Inspirationsquelle für „Papas Seele hat Schnupfen“ gedient?

Claudia Gliemann: Ich kenne einige Menschen, denen es so geht, und ich habe mich immer gefragt, wie es den Kindern in dieser Situation geht, wie es für sie ist, wenn der Vater oder die Mutter so lange weg ist, was die Freunde oder auch die Eltern der anderen Kinder denken und sagen.

 

 

Bild: Nadia Faichney

FRND: Kinder in welchem Altersabschnitt siehst Du selbst als Zielgruppe für „Papas Seele hat Schnupfen“?

Claudia Gliemann: Wir haben das Buch Kindern ab sechs Jahren empfohlen, ich habe aber auch schon Kindern in einem Kindergarten daraus vorgelesen, und die Kinder waren von Anfang bis Ende gespannt dabei. Es ist aber nicht nur für die betroffenen Kinder selbst, sondern auch für die Freunde der Kinder, damit auch sie besser verstehen, warum sich ein Kind vielleicht seltsam verhält, warum andere Kinder nicht mehr zu ihnen nach Hause dürfen oder warum ein Elternteil plötzlich so komisch ist oder nicht mehr arbeitet.

FRND: Worin liegt Deiner Meinung nach die Wichtigkeit und Dringlichkeit, Kindern solche Themen zu erklären?

Claudia Gliemann: Wir leben in einer Welt, in der es oft sehr viel um Leistung geht, darum, stark zu sein, und es ist sehr schwierig, wenn ein Elternteil nicht mehr stark sein kann, wenn es seine Aufgaben nicht mehr gut oder auch gar nicht mehr wahrnehmen kann. Deshalb ist es wichtig, mit Kindern darüber zu sprechen und ihnen zu vermitteln, dass psychische Krankheiten genauso ein Teil unseres Lebens sind wie körperliche Krankheiten, dass sie nicht die Aufgaben der Eltern übernehmen müssen und auch die Gefühle haben dürfen, die sie haben. Außerdem ist es wichtig, dass Kinder erfahren, dass sie nicht alleine in ihrer Situation sind, und dass eben auch die Seele Schnupfen haben kann.

Bild: Nadia Faichney

FRND: Welche Reaktionen hast du auf das Buch „Papas Seele hat Schnupfen“ erfahren?

Claudia Gliemann: Zum einen haben wir zwei Preise und drei Auszeichnungen für das Buch erhalten, zum anderen gibt es die persönlichen Rückmeldungen. In Leipzig auf der Buchmesse kam ein Vater mit seinem Sohn an den Stand. Er hat sich das Buch von Anfang bis Ende durchgelesen, und dann hat er plötzlich am Stand angefangen zu weinen und meinte dann: „Ich weiß nicht, wann mich ein Buch zuletzt so berührt hat!“. In Frankfurt auf der Buchmesse kamen sehr viele jugendliche Leserinnen an den Stand, bei denen man ebenfalls merkte, dass ihnen das Buch etwas sagt, und letzte Woche durfte ich mit „Papas Seele hat Schnupfen“ in Karlsruher Schulen zu Gast sein, und auch hier habe ich immer wieder gehört und gemerkt, dass das Buch den Kindern etwas sagt, dass es ihnen gefällt, dass es auch tröstet und gut tut. Das sind für mich die schönsten Momente beim Büchermachen.

Bild: Nadia Faichney

Mit „Papas Seele hat Schnupfen“ leistet Claudia Gliemann einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung und Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen. Wir finden das Buch sehr empfehlenswert, nicht nur für Kinder, sondern auch für Jugendliche und Erwachsene. Erwerben könnt Ihr das Buch hier.

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