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Auf die kleinen Dinge kommt’s an – Achtsamkeit im Alltag

Foto: pexels.com

Mein Name ist Etienne, ich bin 28 Jahre alt und befinde mich momentan in meiner Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten. In meiner Masterthesis behandelte ich das Thema, ob alltägliche Achtsamkeit einen Einfluss auf das Achtsamkeitsniveau und unser Wohlbefinden haben kann.

Doch was ist Achtsamkeit überhaupt?

Achtsamkeit ist eine offene, präsente, nicht urteilende und akzeptierende Haltung sich selbst und anderen gegenüber. Wenn eine Person inneren Wahrnehmungen und/oder äußeren Wahrnehmungen achtsam gegenübertritt, kann sie oder er leichter den Moment nutzen, anstatt sich zum Beispiel gedanklich in der Vergangenheit oder der Zukunft zu verlieren.

Innere Wahrnehmungen können zum Beispiel Gedanken, Gefühle und innere Bilder sein. Äußere Wahrnehmungen spiegeln alles, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, also sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken. Innere und äußere Wahrnehmungen stehen hierbei in stetiger dynamischer Interaktion. Die Achtsamkeitspraxis wie wir sie heute kennen hat seinen Ursprung im Buddhismus und ist eine Form, welche unserer westlichen Kultur einen einfacheren Zugang hierzu bietet, der frei von religiösen Praktiken ist.

Welche Wirkung hat diese Praxis?

Während einer Depressiven Episode kann es einer Person helfen, gegenüber sich selbst und anderen Menschen eine akzeptierende, nicht wertende Haltung zu finden. Es geht hierbei primär nicht darum seine eigenen Gedanken bewusst zu ändern, sondern um diese zu akzeptieren und wertfrei zu beobachten. Die Beobachterposition kann der Person verdeutlichen, dass Gedanken und Gefühle ihn oder sie nicht ausmachen, sondern eben nur Gedanken oder Gefühle sind, die kommen und gehen dürfen.

Um das Rückfallrisiko für eine Depression zu senken, hat sich die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie bewährt. Dies soll unter anderem durch eine erhöhte Aufmerksamkeit für die sich wiederholenden negativen Gedanken und dem Loslösen davon geschehen. Diese Eigenwahrnehmung hilft es betroffenen Menschen häufig eigene Bedürfnisse schneller zu erkennen und sich so aktiv zu schützen.

Doch wie kann ich nun Achtsamkeit in meinen Alltag integrieren?

Jede achtsame Wahrnehmung hilft schon. Ein, zwei bewusste Atemzüge am Tag sind schon ganz wunderbar. In meiner Studie während des Masterstudiums haben wir unsere Teilnehmer eine Woche lang gebeten, sich achtsam die Zähne zu putzen. Das kann bedeuten, dass sie zum Beispiel wahrgenommen haben, wie die Zahnpasta riecht und schmeckt. Wie sich die Zahnbürste im Mund anfühlt.

Such dir eine Tätigkeit am Tag aus, die du versucht bewusst mit deinen Sinnen wahrzunehmen. Beobachte dabei auch deine Gedanken und Gefühle ohne diese zu verändern oder zu bewerten. Die Tätigkeit kann alles Erdenkliche sein. Dir sind hierbei keine Grenzen gesetzt.

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