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Ein Einblick in den Beruf des Sozialarbeiters

Foto: pexels.com

Ich bin Jörg, 55 Jahre und arbeite seit 19 Jahren als Sozialarbeiter in der Psychiatrie. Ich habe mehrmals die Station gewechselt. Auf allen Stationen hatte ich mit Menschen zu tun, die an einer Depressionen leiden.

 

Meine Aufgabe

Im Sozialdienst suchen wir den Kontakt zu den Patienten um mit ihnen zu erörtern, welche Maßnahme(n) nach der Entlassung sie unterstützen könnte. Die Angebotspalette der Hilfen bei Depressionen ist uns in der Stadt Osnabrück und im Landkreis bekannt. Hier kann es um ambulante Hilfen wie „ambulante psychiatrische Pflege“, ambulante Assistenz, Selbsthilfegruppen gehen oder um stationäre Wohnformen, um Unterstützung am Arbeitsplatz und um die Vermittlung von Angeboten im Freizeitbereich und zur Tagesstrukturierung.

Mein Wissen

Mein Wissen speist sich überwiegend aus den Begegnungen und Beobachtungen mit den Patienten und meinen theoretischen Kenntnissen. Antriebslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Medikamenten-compliance, finanzielle Probleme, Enttäuschungen über Angehörige und Freunde, lebensmüde Gedanken sind da zutreffende Stichworte. Für mich ist es wichtig, all diese Aspekte wahrzunehmen und die große Herausforderung zu meistern, mich in die Lage der Patienten herein zu versetzen.

Das Problem

Aus meiner Sicht und den Erfahrungen sind wir „Behandelnde“ schnell dazu geneigt, bei aller Profession, die „Schwächen“ (Krankheitssymptome!) herauszufiltern, Vorwürfe auszusprechen und den Patienten vorschnell in die Ecke zu treiben „nun mach doch mal“, „ es liegt (allein) an dir“ da wieder heraus zu kommen. Wir „Gesunden“ können nicht annähernd zu 100% die Erkrankten verstehen. Wir können versuchen da so nah wie möglich heran zu kommen. Und dann, aber auch erst dann, geeignete Ideen vorstellen und gucken ob es für den Betroffenen wirklich hilfreich sein kann.

Richtiges vermitteln

Patienten kommen zu uns in Akutlagen; vorschnell kommen dann Aussagen von „Fachleuten“, der/die muss in ein Wohnheim. Das ist dann häufig falsch! Der depressive Patient ist dann in seiner Hoffnungslosigkeit schnell „überredet“ und würde sich auf die falsche Hilfe einlassen. Das gilt es zu vermeiden!! Optimal ist die Entwicklung, wenn der Patient selber eine Maßnahme für sich herausfindet, die er annehmen und auch umsetzen kann.
Beispiel: Wenn es für ihn/sie wichtig ist, Dinge aus der Vergangenheit aufzuarbeiten, dann kann es eine ambulante Psychotherapie sein, die es gilt, zu vermitteln. Benötigt er Unterstützung um seinen Tag zu gestalten, Dinge anzugehen dann ist es vielleicht eine ambulante fachliche Betreuung oder als Zwischenlösung die Tagesklinik. Möglicherweise ist es von großer Bedeutung, dass jemand mit ihm einen Angehörigen zum Gespräch bittet.

Hilfen erkennen und annehmen

Als Therapeut Depressionen erfolgreich zu behandeln bzw. sich als Betroffener aktiv behandeln zu lassen, kann gelingen, wenn beide Seiten offen und vorbehaltlos aufeinander zugehen. Das was ich machen möchte, muss zu mir passen, ich muss da „Lust“ drauf haben und die Hilfe sollte sich am Bedürftigen orientieren, flexibel sein und ergebnisoffen den depressiv erkrankten Menschen nicht in eine Sackgasse führen.
Beispiel: Medikamente können angesetzt werden, müssen aber bei Nichtverträglichkeit ohne Anklage auch wieder rausgenommen werden. Das Begleiten zum Sportverein kann der Schritt zu einer dauerhaften Freizeitgestaltung führen, kann aber auch sein, dass Sport nicht der geeignete Weg ist.

Die Idee

Dem depressiv erkrankten Menschen die Tür offen halten, ihm zuhören, sinnvolle Möglichkeiten mit ihm erarbeiten, auf Rückschläge ohne Vorwürfe reagieren und gemeinsam andere Wege suchen, die es immer geben wird.

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