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Unsere Gefühlswelt: Menschliche Grundemotionen richtig einschätzen

Bild: Moodpath

Die Vorfreude vor einer Urlaubsreise, Angst vor einer Prüfung oder Traurigkeit nach einer Trennung – Gefühle sind ein ganz elementarer Bestandteil unseres Lebens. Aber obwohl sie so zentral sind, haben viele von uns Probleme mit ihnen. Es fällt uns schwer, Gefühle bewusst wahrzunehmen, sie zu akzeptieren oder einen guten Umgang mit ihnen zu finden.

Oft verschwimmt im alltäglichen Wortgebrauch auch die Bedeutung. Wir sagen zum Beispiel “Ich fühle mich gestresst.”, “Ich fühle mich gelangweilt.”, “Ich fühle mich erschöpft.” Doch handelt es sich dabei wirklich um Gefühle?

Ich fühle mich… Ja, wie eigentlich?

In der Psychologie gibt es viele unterschiedliche Modelle, die versuchen, Emotionen und Gefühle zu erklären. Dabei gibt es unterschiedliche Auffassungen, wenn es um unsere “Grundemotionen” geht. Das sind solche Emotionen, die quasi “von Natur aus” bei fast allen Menschen präsent sind, unabhängig von Zeit oder Kultur. Auch wenn mal die einen, mal die anderen dazugezählt werden, diese sind meist vertreten:

  • Freude
  • Wut
  • Angst
  • Ekel
  • Überraschung
  • Traurigkeit

Demnach wäre die Aussage “Ich fühle mich überfordert” nicht ganz richtig. Man könnte hinterfragen: Welche Emotion liegt hinter der Überforderung? Bist du dadurch genervt und wütend? Oder fühlst du dich ängstlich und sorgst dich? Vielleicht macht es dich aber auch eher traurig und bedrückt? Oder sind es viele Emotionen gleichzeitig?

Ohne Übung fällt es vielen Menschen schwer, diese Unterscheidung zu treffen. Es kann hilfreich sein, sich bewusst das Wort “fühlen” für Emotionen “aufzubewahren”, um die Wahrnehmung zu schulen. Dann könnte man zum Beispiel sagen: “Ich bin gerade überfordert. Dadurch fühle mich wütend und ängstlich.” Nach und nach kann so ein genaueres Gespür für Gefühle entstehen.

Wofür ist das ganze Gefühlschaos gut?

Die Forschung geht davon aus, dass alle Grundemotionen evolutionäre Gründe haben und deswegen fester Bestandteil von uns sind:

  • Sie sind Ausdruck unserer Bedürfnisse.
  • Sie ermöglichen uns die Kommunikation mit anderen Menschen.
  • Sie geben uns eine Rückmeldung über unser körperliches und psychisches Wohlbefinden.

Emotionen haben also einen klaren Sinn und Zweck. Angst kann zum Beispiel ein Ausdruck für das Bedürfnis nach Sicherheit und Unversehrtheit sein. Sind wir traurig und weinen, kann das anderen Menschen zeigen, dass es uns schlecht geht und sie dazu motivieren, uns zu trösten. Diese Kommunikation erfolgt, ohne dass es dafür Worte braucht. Wütend fühlen wir uns wiederum häufig, wenn unsere Grenzen übertreten werden oder wenn wir, körperlich oder psychisch, verletzt werden. Die Wut motiviert uns dann dazu, uns zu wehren oder zu schützen.

Wie beeinflusst eine Depression das Gefühlsleben?

Da eine depressive Episode vor allem unsere Gefühlswelt beeinträchtigt, wird sie zu den “Affektstörungen“ (= Erkrankungen der Stimmung und der Gefühlszustände) gezählt.

Während einer depressiven Episode sind bestimmte Gefühle sehr häufig, zum Beispiel eine sehr starke Traurigkeit und Niedergeschlagenheit, erhöhte Ängstlichkeit, aber auch Gefühle von Schuld und Scham. Viele Menschen reagieren auch schneller gereizt und verärgert, wenn sie eine Depression erleben. Andere Menschen wiederum beschreiben eine Art innerer Leere, sie fühlen sich „wie betäubt“ und können weder Freude noch richtige Traurigkeit fühlen.

Durch den Mangel an angenehmen Gefühlen erscheint die Welt während einer Depression oft farblos und öde oder ganz unwirklich. Viele Menschen beschreiben, sich dann wie ein Alien auf der Welt zu fühlen und keine richtige Verbindung mehr zu anderen zu spüren.

Und was mache ich jetzt mit den ganzen Gefühlen?

Auch wenn alle Gefühle einen Sinn haben – kaum ein Mensch erlebt gerne starke Angst, Wut, oder Traurigkeit. Fast alle von uns streben nach Freude und wären am liebsten immer gut gelaunt. Daher kämpfen wir häufig mit allen Mitteln gegen unangenehmen Gefühle an: Wir lenken uns ab, schlucken die Gefühle runter oder versuchen uns einzureden, dass wir gar nicht wütend oder traurig sind. Meist wirken diese Strategien aber nur kurzfristig und die Gefühle brodeln irgendwann wieder hoch, oft stärker als zuvor.

Auch wenn es sich etwas paradox anhören mag: Häufig ist die bessere Strategie bei schwierigen Gefühlen, nichts gegen diese auszurichten. Wenn wir diese Gefühle zulassen, sie benennen und versuchen, sie mit Wohlwollen und Neugier anzugucken, anstatt sie wegzudrücken, können wir oft feststellen, dass sie uns zwar zunächst überrollen, dann aber wie von selbst kleiner werden.

Hören wir auf diesem Weg auf unsere Gefühle, haben wir auch die Chance, Bedürfnisse und Impulse hinter ihnen zu verstehen. Das hilft uns dabei zu erkennen, was gerade wirklich los ist und kann uns davor schützen, irgendetwas unbedachtes zu tun oder zu sagen, das wir später bereuen könnten. Drücken wir Gefühle immer nur weg, verpassen wir diese Chance, uns besser kennenzulernen.

Deine Gefühlswelt mit Moodpath besser verstehen

Nutzt du Moodpath, kannst du auch deinen Gefühlen auf den Grund gehen. Zum einen erhältst du regelmäßig Fragen dazu, zum anderen kannst du auch jederzeit Gefühle in deinen Einträgen auswählen und auch mögliche Auslöser in den Notizen speichern.
Die Kurse “So nimmst du Gefühle richtig wahr” und “Verstehe deine Gefühle besser” liefern dir zusätzliches Wissen aus der Psychologie und zeigen dir Schritt für Schritt mit achtsamen Übungen zum Anhören, wie du deinen Gefühlen mehr Raum geben und sie besser wahrnehmen kannst.

Hier ein kleiner Einblick dazu, wie das aussehen kann:

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