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Kunst & Kopfkrieg: Wenn Idole über Depression sprechen

Foto: Flora Rüegg

In seiner Reihe Kunst & Kopfkrieg spricht Laurens Dillmann mit Künstlern und Künstlerinnen über Ruhm, Depressionen und Wege aus der Krise.

Wenn aus Zynismus Kunst wird

Die Freunde von „Freunde fürs Leben“ haben mir die Möglichkeit gegeben, euch von Kunst & Kopfkrieg zu erzählen. Warum ich diese Reihe mache? Gute Frage. Vielleicht, weil ich nicht faul auf dem Sofa liegen möchte, während um uns herum scheinbar die Welt untergeht. Ja, es kursiert eine Menge Weltuntergangsstimmung heutzutage. Dementsprechend liegen eine Menge Zynismus, Gleichgültigkeit und Depression in der Luft. Ich selbst habe viel davon durchlebt und ich habe darüber sowohl Kunst als auch Therapie gemacht. Aus diesem Erfahrungsschatz schöpfe und stelle ich meine Fragen.

Seit August 2018 sind rund 15 Folgen Kunst & Kopfkrieg entstanden und sie entstehen noch immer. Weil ich diese Interviews als sinnvolle, ja wohltätige Aufgabe empfinde. Weil dabei Gespräche mit Tiefgang entstehen, mit Aussagen, die du sonst eher nicht zu lesen bekommst.

“Für mich ist das, wie vor einem voll gedeckten Buffet stehen und du kannst nichts davon essen. Du hast auf nichts Appetit, du kriegst nichts runter. Ich weiß, zu essen täte mir gut, aber ich kann nicht. Diese totale Leere.” – Tua

Wie gehts dir, Idol meiner Kindheit?

Es ist ein befriedigendes Gefühl, den musikalischen Idolen seiner Kindheit gegenüber zu sitzen. Eine gemeinsame Stunde zu haben, in der man alles fragen kann, was man fragen will. Also frage ich tatsächlich: Geht es dir auch manchmal schlecht? Kannst du auch manchmal nicht einschlafen, weil deine Gedanken rasen? Was macht das mit dir, auf dem Präsentierteller der Öffentlichkeit zu stehen?

„Wie geht es dir?“ kann wirklich eine der tiefgehendsten Fragen sein, wenn man an einer ehrlichen Antwort interessiert ist. Ich hatte immer Interesse an Menschen und wollte Musikjournalist sein – obwohl ich da eher so reingeraten bin – aber ich kam mir blöd vor, mich selbst und meine Geschichte aus diesen Gesprächen herauszuhalten. Wer hat dein Album produziert? Wie kam der Kontakt zustande? Wieviel ist dein Outfit wert? So entstehen klassische Interviews, aber keine Gespräche auf Augenhöhe. “Dieses Recht auf ein “Stück” von dir hat niemand, der dich nicht persönlich kennt und keine zwischenmenschliche Beziehung mit dir führt”, sagte mir die Rapperin Hasczara im Interview. So ist es eine Gratwanderung, nach tiefen Problemen zu fragen, und trotzdem Privatsphäre zu wahren. Jeder darf für sich entscheiden, wie weit man dabei gehen will.

“Psychische Probleme sind nicht banal, haben aber immer ein simples Problem, das ihnen zugrunde liegt. Angst, Unsicherheit, Zurückweisung. Man fühlt sich nicht geliebt oder angenommen oder hat schlichtweg Angst vor Menschen und Situationen. Das zu bewältigen, ist die schwere Aufgabe.” – Degenhardt

Wie über Kopfkrieg gesprochen werden sollte

Ich wünsche mir, mit Kunst & Kopfkrieg zu einer Veränderung in der Kommunikation über mentale Gesundheit beizutragen. Ich will Anreize und Ideen geben, was man konkret tun kann, wenn die Depression reinkickt. Wege aus der Krise aufzeigen. “Stell dir mal vor, es gäbe ganz viele öffentliche Zentren, wo man immer hingehen kann. Wo Natur ist, wo du mit Leuten arbeiten kannst, die in all diesen Dingen ausgebildet sind”, sagt die Rapperin KeKe. Diese Dinge sind zum Beispiel: Therapie, Körperübungen, Meditation, Atemübungen, Naturaufenthalte und und und. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wenn der Leidensdruck hoch genug ist, beginnt man, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Dann beginnt die große Suche nach der verloren geglaubten Selbstliebe und dadurch entstehen Sinn und Struktur im eigenen Leben. Zum Beispiel durch eine Interviewreihe, die mich wirklich erfüllt.

Kunst und Kopfkrieg erscheint über www.juice.de und www.laut.de. 2020 erscheint zudem meine Reihe „Mach’s weg“, indem ich die vielfältigen Berufe des Gesundheitswesens interviewe und ihren Blick auf Gesundheit und Krankheit vorstelle. Außerdem biete ich Waldbaden auf Spendenbasis an.

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