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Social Media? Ja, aber bewusst!

Foto: Kerde Severin via Pexels

Der Verein BewusstSchein e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, jungen Menschen einen bewussten Umgang mit Social Media näherzubringen. Hier erzählt Corina aus dem BewusstSchein-Team davon, welche Auswirkungen Social Media auf sie hatten und gibt Tipps für einen bewussten Umgang damit.

 

Die Social-Media-Falle

Nach einem langen, anstrengenden Tag lasse ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und mit dem Knall fällt auch meine Maske. Das „Gute-Laune-Grinsen“, das ich mir immer auflege, sobald ich mein Zimmer verlasse. Der scheinbar sorglose Blick, hinter dem ich meine traurigen, leeren Augen verstecke. Das Leben ist eben so viel einfacher, wenn man nicht ständig danach gefragt wird, ob es einem gut geht oder ob alles okay ist. Wenn man sich hinter dem funktionierenden Hamsterrad versteckt, wird niemals jemand merken, dass lange noch nicht alles gut ist und die Dämonen immer noch im Kopf herumschleichen.

Und anstatt endlich mal die Freundin anzurufen, bei der ich mich seit Wochen melden will, einfach mal die Waschmaschine anzuschmeißen oder mir etwas Vernünftiges zu Essen zu kochen, finde ich mich mit meinem Smartphone in der Hand wieder. Mittlerweile folge ich so vielen Accounts von Menschen, die ich gar nicht kenne und die mir jeden Tag aufs Neue ihre scheinbar perfekten Körper präsentieren und ihre unzähligen Business-Termine problemlos in
ihr sorgenfreies Leben integrieren. Nachdem ich mich nach zwei Stunden, in denen ich mich komplett in den Tiefen von Instagram, TikTok und Co. verloren habe, doch endlich mal aufraffe, meine Jeans gegen eine bequemere Hose auszutauschen, merke ich, wie es mir noch schlechter geht als davor. Ich bin unzufrieden, mit mir, meinem Leben, habe das Gefühl, nicht so viel Wert zu sein, weil meine Instagram-Follower:innen aus meinem doch recht kleinen
Freundeskreis und nicht aus tausend unbekannten Menschen bestehen. Beginne mich vor dem Spiegel anzustarren und mich mit den Körpern der Fitness-Influencer:innen zu vergleichen und beschließe, das Abendessen heute ausfallen zu lassen, weil ich glaube, dass mein Leben so viel besser und schöner wird, wenn ich doch einfach nur einen schlanken, durchtrainierten Körper habe.

So oder so ähnlich sah ein Tag in meinem Leben noch vor ein paar Jahren aus. Ich war gefangen in der Online-Welt und am Ende des Tages blieb kaum mehr Energie für das reale Leben, das im Vergleich zu dem aufregenden Influencer:innen-Lifestyle sowieso langweilig wirkte. Ich würde nicht sagen, dass meine Depressionen durch Social Media ausgelöst wurden, aber sie haben definitiv einen großen Beitrag dazu geleistet. Das ständige vergleichen, scrollen, der Überfluss an Informationen und das Gefühl, meinen Wert von Zahlen und Likes abhängig zu machen, hat mein eigenes Selbstbewusstsein schrumpfen lassen. Und meine hohe Nutzungsdauer hat auch mein „echtes“ soziales Leben sehr beeinflusst, denn es war praktisch gar nicht mehr vorhanden. Aus Angst, nicht gut genug zu sein, nicht spannend genug zu sein – so wie es die Influencer:innen sind – habe ich mich zurückgezogen und Angstzustände entwickelt. Es ist praktisch ein Teufelskreis: Der Griff zum Handy, Instagram öffnen, stundenlang scrollen, sich schlecht fühlen und dann nicht mehr unter die Leute gehen, was am Ende das Gefühl von Einsamkeit und Selbsthass verstärkt.

 

Wege aus der Falle

Während meines Heilungsprozess habe ich aber gelernt: Balance is key! Ganz auf die sozialen Netzwerke zu verzichten, kam für mich nicht in Frage, auch wenn das in manchen Situationen vielleicht das Beste und Einfachste gewesen wäre. Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir mittlerweile eine Welt geschaffen haben, in der Social Media einfach dazugehört und auch absolut positiv sein kann – nicht ohne Grund ist es ein Hauptmedium der Kommunikation heutzutage. Stattdessen habe ich gelernt, mein Mindset zu verändern und einen bewussten Social Media Konsum zu üben. Zunächst habe ich mir ein Limit für die jeweiligen Apps gesetzt, vor allem auch, um mal zu merken, wie lange ich da eigentlich schon sinnlos durch die Gegend scrolle. Außerdem bin ich die Personen durchgegangen, denen ich folge, und habe mich gefragt: Was bringt mir dieser Content? Welches Gefühl löst er in mir aus? Das mache ich auch heute noch in regelmäßigen Abständen. Trotzdem kommt es natürlich an schlechten Tagen immer mal wieder vor, dass ich mich doch wieder dabei ertappe wie ich Inhalte konsumiere, die mir nicht gut tun mich wieder runterziehen. Dabei hilft es mir, eine Art „Notfallkoffer“ zu haben. Also Dinge, die ich in der Offline-Welt gerne mache. Hier empfehle ich, sich eine Liste anzufertigen und immer dann eine Aktivität darauf zu setzen, wenn man sie gerade macht und merkt: Das tut mir gut! Denn das wichtigste ist – wie bei so vielem in unserem Leben – Social Media bewusst zu konsumieren.

 

Social Media bewusst nutzen

Um seine körperliche und seelische Gesundheit sicher zu stellen, ist es neben dem Aneignen von Wissen Rund um das World Wide Web also auch wichtig, das eigene Nutzungsverhalten von Zeit zu Zeit zu reflektieren und anzupassen, wenn man merkt, dass man sich gerade in die Onlinewelt flüchtet, um seinen eigenen Problemen aus dem Weg zu gehen. Sprich mit deinen Freund:innen, Bekannten und Eltern darüber und halte deine Gedanken fest! Dadurch kannst du andere Menschen mit ins Boot holen, die vielleicht auch
einmal gezielt danach fragen, was dir Social Media gerade gibt und dich wieder daran erinnern können, dass das wahre Leben am Ende offline stattfindet, auch wenn das Netzwerken über das Internet uns einige Vorteile bringt.

Weitere Tipps rund um einen bewussten Social Media Konsum findest du beim Social Media Führerschein „BewusstSchein“ unter www.bewusstschein.de.

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