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Selbstachtung und warum sie so essentiell für uns ist

Foto: Serkan Göktay via Pexels

Fernanda Hübner ist Sozialarbeiterin bei einem sozialpsychiaterischen Dienst in Bayern. Hier erklärt sie, warum es so wichtig ist, auf sich selbst und seine Bedürfnisse zu achten.

 

Was ist Selbstachtung?

Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstliebe, Selbstfürsorge… es gibt viele verschiedene Worte, die ähnliche Zustände meinen. Nämlich, dass wir mit uns, so wie wir sind, im Großen und Ganzen einverstanden sind und aus dieser Haltung heraus gut auf uns aufpassen. Sowohl körperlich als auch mental.

Mir kam vor ein paar Tagen das Wort „Selbstachtung“ in den Kopf und ist bis heute dortgeblieben. Das Wort tauchte auf, als ich in einer Situation mit einem Mann sehr froh war, auf meine Grenzen geachtet und diese beharrlich vertreten zu haben. Nach der Situation fühlte ich mich erleichtert und stark, weil ich für mich eingetreten war und eben nicht die Bedürfnisse oder Wünsche des Gegenübers über mein Wohlbefinden gestellt hatte. Ich hatte Achtung vor mir und meiner Wahrnehmung der Situation gezeigt, hatte das ungute Gefühl im Bauch erkannt, ernst genommen und danach gehandelt.

Vielleicht kennt ihr das auch: Ihr versucht euch möglichst „gut“ zu verhalten. Und „gut“ heißt dann oft „so wie es erwartet oder gewünscht wird“. Von anderen. Oder, noch subtiler, „der Gesellschaft“. Manche von uns leben in einem Zustand des vorauseilenden Gehorsams, in dem sie die Wünsche des Gegenübers sehr sensibel wahrnehmen (oder davon ausgehen!) und diesen zu entsprechen versuchen. Das ist auf Dauer nicht nur kräftezehrend, sondern es macht auch etwas damit, wie wir uns mit uns selbst und unseren eigenen Werten und Bedürfnissen fühlen. Vielleicht fällt es uns schwer, diese überhaupt zu erkennen. Oder wir können das, was wir gerne hätten, im Notfall gegenüber jemand anderem nicht standhaft vertreten. Eine solche Haltung des ständigen „Liefern müssens“ oder wollens – nicht immer wird das vom Gegenüber überhaupt erwartet – macht uns selbst unsicher und innerlich wackelig. Es schwächt uns. Weil irgendwo in uns, vielleicht gut versteckt, die Frage rumort: Und was ist eigentlich mit mir?

 

Auf meine eigenen Bedürfnisse achten

Wir müssen rauskommen aus dem stillen Jammern und Hadern; raus aus der Enttäuschung und dem Frust, weil andere sich gern auf uns stützen und von uns nehmen. Ich musste erkennen: Ein ruhig-freundlich-diplomatisches „Ich-fänds-schön,wenn du/wir…“ kommt oft nicht an, weil der Nachdruck dabei fehlt. Die Botschaft dringt beim anderen manchmal erst durch, wenn wir sprichwörtlich auf den Tisch hauen und unser Tonfall und unsere Körperhaltung ganz klar sagt: Bis hierhin und nicht weiter.

Auch das ist manchmal mühsam. Man will ja nicht immer gleich mit der verbalen Abgrenzungskeule um sich hauen. Also gern erstmal diplomatisch-nett probieren. Aber wenn das nichts hilft: Klar zeigen, was bei dir geht und was nicht. Und wichtig: Was im Zweifelsfall die Konsequenzen sind, wenn man auf keinen Nenner kommt. Dass sich zum Beispiel eine Freundschaft oder ein Beziehungsversuch dann eben für dich nicht rentiert.

Jeder, der mit sich selbst auch langfristig im Reinen sein will, muss wohl diese Achtung vor sich selbst entwickeln und dem Taten folgen lassen.

Im Optimalfall haben wir auf diese Weise die Menschen in unserem Leben, die uns gut tun und die bereichernd wirken statt kräftezehrend.

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