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„Goldfisch im Hamsterrad“ oder wie man Depressionen sichtbar macht

Foto: Anna Franziska Herrmann, Design: Valentina Lancellotti, Copyright: Kollektiv Senfblau

Das Kollektiv Senfblau ist ein junges Filmkollektiv aus Salzburg, die mit Hilfe ihrer Kurzfilme über Depressionen aufklären und die Krankheit ein Stückchen sichtbarer machen wollen. Hier geben sie Einblicke in die Entstehung ihrer Filme und wie sie damit unter anderem den Christian Köster Förderpreis der Deutschen Werbefilmakademie gewonnen haben.

Wie wollen wir etwas unsichtbares in weniger als 2 Minuten sichtbar und spürbar machen? Diese Frage haben wir uns zu Beginn der Konzeption unseres Social Spots „Mach Mal“ gestellt, welcher versucht, die Problematik des aktuellen Umgangs mit der Krankheit Depression in 1:47 Minute zu verpacken.

Die Krankheit Depression ist in diesen Zeiten in aller Munde – trotzdem weiß nur eine Minderheit, wie sich Depression äußert, anfühlt und wie Außenstehende am besten auf sie reagieren.

Gut anderthalb Jahre haben wir uns als Kollektiv Senfblau – Christoph Amort (Konzept, Regie), Patricia Neuhauser (Konzept, Drehbuch, Produktion) und Christoph Platzer (Konzept, Kameramann) – mit etwas sehr abstraktem, unsichtbarem und erdrückendem auseinandergesetzt – der Krankheit Depression.

Auf diesem Weg durften wir viel darüber lernen, welche Warnsignale es für eine Depression gibt, wie unterschiedlich sich die Krankheit anfühlen kann und vor allem, wie man am besten reagiert/ nicht reagiert, wenn Menschen aus dem persönlichen Umfeld betroffen sind.

So sind nun zwei Projekte zu genau diesem Thema entstanden. Unser Kurzfilm „Goldfisch im Hamsterrad“, welcher seit kurzem online ist und unser Social Spot „Mach Mal“, welcher im März beim Deutschen Werbefilmpreis 2022 das erste Mal zu sehen war und seitdem online ist.

Mach Mal!

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Foto: Anna Franziska Herrmann, Design: Valentina Lancellotti, Copyright: Kollektiv Senfblau

Die Reise unseres Projekts „Mach Mal“ hat eigentlich bei unserem Kurzfilm „Goldfisch im Hamsterrad“ angefangen. Denn wir drei haben gemeinsam im Bachelor MultiMediaArt – Film an der Fachhochschule Salzburg studiert und sind bei der Suche nach unserem Thema für unseren Bachelor Abschlussfilm auf die Thematik Depression gestoßen. Zu dritt treten wir als junges Kollektiv auf, das sich sozialen Themen widmet. Wie schon bei unserem ersten gemeinsamen Projekt „Be unbreakable“ haben wir es uns zum Ziel gesetzt, Tabus zu brechen und greifen abermals ein gesellschaftliches Thema auf, das nicht aktueller sein könnte als in dieser speziellen Zeit. Viele unserer Mitmenschen haben mit psychischen Problemen zu kämpfen, oftmals auch aus dem eigenen Bekanntenkreis. Dies ist Grund genug, um uns näher mit diesem Thema auseinanderzusetzen und Aufklärungsarbeit zu leisten, sodass man als betroffene oder angehörige Person nicht zu sehr im Dunklen tappen muss, wie es auch wir erleben mussten. Anhand langer Gespräche mit Psychotherapeut:innen und Filmtherapeut:innen haben wir viel über die Krankheit Depression gelernt und unseren Kurzfilm „Goldfisch im Hamsterrad“ dieser Thematik gewidmet. “Goldfisch im Hamsterrad” war vor kurzem das erste Mal als zweiter Platz beim Go Mental! Filmfestival in Berlin zu sehen – Deutschlands erstem internationalem Kurzfilmfestival, welches sich rund um das Thema mentale Gesundheit dreht.

Goldfisch im Hamsterrad

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Foto: Lea Sophie Kurz, Design: Valentina Lancellotti, Copyright: Kollektiv Senfblau

So war die Entstehung unseres Abschlussfilms ein Teil unserer Recherche für unseren Social Spot „Mach Mal“. Nachdem wir im Sommer 2021 unseren Abschlussfilm abgedreht hatten, hat uns unser Studiengangsleiter darauf aufmerksam gemacht, dass wieder Konzepte beim Christian Köster Förderpreis der Deutschen Werbefilmakademie eingereicht werden können.

Dies haben wir als Chance gesehen, eventuell noch ein Projekt zur Krankheit Depression umsetzen zu können und dieser Thematik noch mehr Gehör zu verschaffen – wovon es niemals genug geben kann. So haben wir unser Konzept für „Mach Mal“ eingereicht und wurden glücklicherweise von der Nominierungsjury ausgewählt, neben neun weiteren Nominierten unser Konzept beim Livepitch in Hamburg zu präsentieren. Dann saßen Christoph P. und Patricia im September auch schon im Zug nach Hamburg und konnten es dann gar nicht fassen, dass wir den Pitch gewonnen haben neben den genialen Konzepten und Pitches aller Nominierten.

Christoph Amort war zu dieser Zeit bei einem Dreh in Sibirien und wir haben ihm nur die Nachricht geschickt – dass wir einen Preis und einen Haufen Arbeit im Gepäck haben, denn der Spot sollte schon im März 2022 fertig sein, wenn er die öffentliche Premiere beim Deutschen Werbefilmpreis feiert!

Mit Hilfe des Christian Köster Förderpreises von 20.000 € und der gesponserten Media Auswertung von Weischer.Cinema in Höhe von 15.000 € hatten wir die Möglichkeit, unseren Awareness Spot mit der Unterstützung der Deutschen Werbefilmakademie umzusetzen, sowie danach als Kinowerbung in München, Hamburg und Berlin auszustrahlen.

Dabei war vor allem die Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma Soup Film eine besonders schöne Erfahrung für uns und der gemeinsame Dreh in Berlin im Januar. Unsere Studienkolleg:innen und vor allem Freund:innen Magdalena Umkehrer, Paula Nikolussi, Thelonious Hamel, Jakob Vasak, Markus Wilfinger, Valentina Lancellotti und Oliver Rienzner begleiten uns dabei in der Crew schon seit unserem ersten gemeinsamen Projekt, da der Studiengang MultiMediaArt die super Option bietet, alle Fachbereiche – Audio, Film, Kommunikationsdesign und Computeranimation – unter ein Dach zu bringen und gemeinsame Teams wie unseres entstehen lässt.

In “Mach Mal” schaffen wir eine Welt, in der sich Depression zwar durch halbtote Körper äußert, jedoch Erkrankte aufgrund von naiven Ratschlägen nach wie vor auf Unverständnis treffen. Durch die überspitzte Darstellung der Krankheit Depression mittels spannungsloser Körper wird der Kontrast zu meist gutgemeinten, aber naiven Ratschlägen verstärkt. Dazu sind Sätze wie “Geh mal raus an die Luft, das hilft!” oder “Mach mal Yoga, das entspannt dich.”  im Off zu hören, womit wir spürbar machen wollen, wie absurd es eigentlich ist, dass die ernste Krankheit oft aus Hilflosigkeit und Unwissenheit banalisiert wird und dazu animieren, sich zu informieren.

Wir hoffen vor allem, durch unsere Arbeit eine Basis für Gesprächsstoff bieten zu können, der einen Austausch über den Umgang mit der Krankheit erleichtert.

Denn Depression ist eine Krankheit – behandeln wir sie auch so!

Foto: Anna Franziska Herrmann

Foto: Anna Franziska Herrmann

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