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„Die Depression hatte meinen Lichtschalter versteckt.“

Foto: Alexas Fotos via Unsplash

Lisa (34) hat seit ihrer Jugend mit Depressionen und psychischen Erkrankungen zu kämpfen. Ihre Erfahrungen teilt sie auf ihrem Instagram-Profil butterfly_is_rising. Hier erzählt sie davon, wie sie aus der Depression zurück ins Leben gefunden und dabei ihr inneres Leuchten wiedergefunden hat.

 

Wo war nochmal das Licht? 

Dieser Satz erinnert mich an meine Kindheit. Wenn ich in den Keller sollte, um etwas zu holen. Oder einen Raum ohne Fenster betrat und nicht gleich den Lichtschalter fand.

Ich empfand damals eine Angst, die mich lediglich gegruselt hat, eine aufgeregte Unsicherheit und eine beruhigende Erleichterung, wenn ich den Schalter ertastete und anknipste. Die Angst wich in dem Moment, denn da war ja nichts, was mich bedrohte.

Mit der Zeit wurde ich älter, erwachsener. Allerdings wurde ich nicht nur erwachsen, ich wurde nach einem Schlüsselerlebnis mit 25 auch psychisch krank. Diagnose: Depression. Mit schweren Episoden, psychosomatischen Begleiterscheinungen wie stressinduzierter Urtikaria (Nesselsucht), Cluster-Kopfschmerzen, langer Krankschreibung, Isolation und Rückzug aus meinem sozialen Umfeld, finanziellen Sorgen, Verlust von Freunden und Suizidgedanken.

In Summe so ganz andere Erfahrungen, als die, die ich mit 25 erleben wollte.

Das Leben gibt einem manchmal ein schlechtes Blatt auf die Hand, das es trotzdem zu spielen gilt, auch wenn die Spielregeln erst mal nicht klar sind.

 

Wie ich das Licht in mir wiederfand

Mehr und mehr wurde das innere fröhliche Leuchten, das vorher in mir war, schwächer. Die Depression hatte meinen Lichtschalter versteckt. Und trotz dessen blieb er da, als kleiner Schimmer. Jedoch war dieser kleine Schimmer für mich überlebenswichtig. Er hielt mich instinktiv am Leben.

Ich ging sehr schnell in Therapie und bekam diese auch für damalige Verhältnisse sehr kurzfristig. Ich verzichtete auf Medikamente, nahm mir Selbsthilfe-Bücher zur Hand, hatte einen dreimonatigen Aufenthalt in einer psychosomatischen Tagesklinik und unternahm eine berufliche Rehabilitation.

Und je mehr ich unternahm, umso mehr verknüpften sich die Fragmente und es veränderte sich etwas Positives in mir. Meine Bemühungen gaben meinem kleinen inneren Schimmer mehr und mehr Energie und Stärke zurück. Und aus dem kleinen Schimmer wurde ein größerer Schimmer und schließlich erhielt ich mein Leuchten heller denn je zurück.

 

Das Licht verdrängt die Dunkelheit

Heute, mit 34, blicke ich zurück und möchte diese harte, jedoch mehr als positiv verändernde und wegweisende Zeit nicht missen. Ich bin dieser schrecklichen Erkrankung tatsächlich dankbar, denn ich weiß heute mehr denn je, wer ich mal war, wer ich wirklich bin, was meine Werte ausmacht und dass ich einzigartig bin.

Auch du bist einzigartig. Und auch in dir besteht weiterhin das Licht, auch wenn du gerade ebenfalls den Lichtschalter nicht findest.

Ja, die Dunkelheit der Depression hat eine unglaubliche Kraft und Macht. Ich glaube, jeder von uns trägt zu gewissen Anteilen Dunkelheit und Licht in sich. Und wenn die Erkrankung Depression diese Anteile ins Ungleichgewicht bringt, ist eine Heilung, um das Gleichgewicht wiederherzustellen, möglich und nicht aussichtslos. Und diese Art der Lebensreise ist eine äußerst harte. Die sich – für mich – bis heute jedoch lohnt.

Finde zu deinem Lichtschalter zurück und zeige deine wiedergefundene Leuchtkraft!

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