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    Foto: chris heidrich

Suizid

In Deutschland sterben jedes Jahr über 9.000 Menschen durch Suizid. 520 davon sind Jugendliche und junge Erwachsene. Das sind mehr als durch Verkehrsunfälle, Drogen und AIDS zusammen. Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren.

Trotzdem ist Suizid ein Tabuthema, über das viele Vorurteile kursieren und über das nur wenig in der Öffentlichkeit gesprochen wird. Was sich hinter dem Begriff verbirgt, welche Hinweise es gibt und wie Du helfen kannst, wenn Deine Freundin, Dein Freund oder ein Familienmitglied Suizidgedanken hat, erfährst Du auf dieser Seite.

Antworten auf Deine Fragen

Was bedeutet Suizid?

Der Begriff Suizid kommt aus dem Lateinischen von „sui“ (seiner [selbst]) und „caedere“ (töten) und bedeutet die vorsätzliche Beendigung des eigenen Lebens. Suizid ist die letzte, aber verhinderbare Handlung suizidalen Verhaltens. Sich selbst zu verletzen, über Suizidgedanken zu sprechen oder einen Suizidversuch zu begehen, zählt ebenfalls dazu.

Ein Suizid kann verschiedene Auslöser wie zum Beispiel den Tod eines geliebten Menschen haben. Jeder kann in solche Krisen geraten – die meisten können durch Gespräche mit Freund:innen, Beratungsstellen oder bei Psychotherapeut:innen mit ihnen fertig werden. Manchen fällt es sehr schwer mit negativen Emotionen umzugehen – sie sehen in solchen Krisen keinen Ausweg und werden suizidal, also sozusagen müde vom Leben. Sie beginnen darüber nachzudenken, ihr Leben zu beenden.

Was ist suizidales Verhalten?

Suizidales Verhalten ist das Reden über und das Umsetzen von Handlungen, die mit der Beendigung des eigenen Lebens in Verbindung stehen. Dazu gehören verschiedene Phasen und Handlungen, in denen eine betroffene Person immer mehr seelisch leidet und sich in steigende Lebensgefahr bringt. Jede Phase stellt einen ernstzunehmenden Hilferuf dar: Auch wenn eine betroffene Person keine Gedanken äußert, sich das Leben zu nehmen, kann zum Beispiel selbstverletzendes Verhalten ein Zeichen sein, dass sie bzw. er keinen anderen Weg sieht, um auf ihre bzw. seine persönliche Not und Verzweiflung aufmerksam zu machen. Studien zeigen, dass 45% der Menschen, die einen Suizid begehen, weniger als einen Monat vorher bei ihrem Arzt bzw. ihrer Ärztin Hilfe suchen. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen von suizidalem Verhalten frühzeitig zu erkennen, umso Deinem Freund bzw. Deiner Freundin helfen zu können.

Man unterscheidet fünf Arten suizidalen Verhaltens:

Nicht-suizidale Selbstverletzung: Eine Person verletzt sich selbst ohne die Absicht zu haben, ihr Leben zu beenden. Die nicht-suizidale Selbstverletzung ist ein Zeichen für eine große psychische Belastung und zeigt sich häufig bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Durch die Selbstverletzung soll dem großen psychischen Leid entgegengewirkt werden. Auch wenn die Person nicht daran denkt, sich das Leben zu nehmen, kann diese Form der Selbstverletzung zu weiteren Schritten führen.

Passive Suizidgedanken: Das sind Gedanken über den Wunsch zu sterben, ohne die Absicht zu haben, das eigene Leben aktiv zu beenden. Dazu zählen zum Beispiel die Vorstellung, einfach nicht mehr aufzuwachen, unheilbar krank oder in einen tödlichen Unfall verwickelt zu sein. Menschen mit passiven Suizidgedanken denken allerdings nicht über konkrete Suizidmethoden nach. Nichtsdestotrotz müssen diese Gedanken ernst genommen werden, da sie sich zum Beispiel zu aktiven Suizidgedanken entwickeln können.

Aktive Suizidgedanken: Aktive Suizidgedanken sind Gedanken über direkte und wirkungsvolle Methoden, das eigene Leben zu beenden. Wenn eine Person zudem einen konkreten Plan hat, wann, wo und wie sie ihren Suizidversuch unternehmen wird, befindet sie sich in großer Gefahr. Wichtig ist es, für Deinen Freund bzw. Deine Freundin professionelle Hilfe zu suchen. Wenn Du den Verdacht hast, dass jemand aktive Suizidgedanken hat, frag ihn bzw. sie direkt danach. Viele denken, dass ein Gespräch über Suizid gefährlich ist, da es Menschen erst auf die Idee bringt. Studien zeigen aber das Gegenteil: Nachfragen und aktiv das Gespräch suchen, kann helfen. Denn dadurch bekommt Dein Freund bzw. Deine Freundin die Möglichkeit, über Gefühle, Gedanken und Pläne zu sprechen und macht die Erfahrung, gesehen und gehört zu werden.

Parasuizidale Geste: Ein Parasuizid ist ein Suizidversuch, der nicht mit der Absicht zu sterben einhergeht, sondern mit der Hoffnung auf Rettung. Dieser alarmierende Hilferuf kommt häufig bei Jugendlichen vor. Oft wird diese Geste nicht ernst genommen und als Versuch gedeutet, Aufmerksamkeit zu bekommen. Gerade dies kann aber dazu führen, dass ein Suizidversuch gelingt.

Suizidversuch: Jede Handlung, die jemand mit der Absicht zu sterben vornimmt, ist ein Suizidversuch. Es macht dabei keinen Unterschied, ob die Person selbst davon ablässt oder von jemandem von ihrem Vorhaben abgehalten wird. Menschen, die in der Vergangenheit bereits einen Versuch unternommen haben, unterliegen einem höheren Risiko, es erneut zu versuchen. Jeder Suizidversuch muss deshalb ernst genommen werden. Es ist sehr wichtig, professionelle Hilfe, zum Beispiel in Form von Beratungsstellen, Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen oder Ärzt:innen, zu suchen und anzunehmen.

Woran kann man Suizidalität erkennen?

Impulsive Suizidversuche sind nicht von vorneherein geplant. Eine Person, die einen impulsiven Versuch begeht, hat keinen konkreten Plan, wann, wo und wie sie ihren Suizid versucht, sondern wird vielmehr spontan darüber entscheiden. Ein typischer Auslöser ist eine akute Krise oder ein Trauma. Ein geplanter Suizid setzt in der Regel Schritte vor dem Suizidversuch voraus, die als Warnzeichen und Hilferufe dienen können. Ein impulsiver Suizidversuch ist daher schwieriger zu verhindern, da weniger Zeit zur Verfügung steht, um alarmierende Anzeichen zu erkennen. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass jemand, der einen Suizid plant, diesen auch zu Ende führt.

Es gibt eine Vielzahl von Warnsignalen, die darauf hindeuten, dass jemand suizidal ist. Nicht jede Person, die ein oder mehrere Anzeichen zeigt, ist suizidgefährdet. Und nicht jede Person, die suizidgefährdet ist, zeigt dieselben Anzeichen. Stellst Du eine der folgenden Verhaltensweisen bei Deinem Freund bzw. Deiner Freundin fest, zögere nicht ihn bzw. sie danach zu fragen, um einordnen zu können, ob er bzw. sie sich in Gefahr befindet.

Gefahr besteht vor allem, wenn:

  • jemand Suizidgedanken äußert
  • jemand einen Plan hat, wann, wie und wo er bzw. sie den Suizid begehen will
  • jemand Tabletten sammelt oder sich eine Waffe besorgt
  • jemand bereits einen Suizidversuch begangen hat
  • jemand einen Abschiedsbrief oder Ähnliches schreibt
  • sich eine depressive oder suizidgefährdete Person plötzlich besser fühlt
    (Manchmal führt die Entscheidung für einen Suizid zu einem Stimmungshoch, da die Person erleichtert ist, einen gefühlt langen, depressiven und belastenden Zeitabschnitt bald beenden zu können.)

Die folgenden Punkte können ebenfalls darauf hindeuten, dass ein Mensch suizidal ist:

  • bei allgemeiner Hoffnungslosigkeit und Selbsthass
  • wenn sich jemand plötzlich nichts mehr aus liebgewonnenen Dingen macht
  • bei starken Veränderungen der Ess- und Schlafgewohnheiten
  • wenn sich jemand von seinen Freund:innen abkapselt
  • wenn jemand nach der Trennung von einem geliebten Menschen in tiefe, nicht enden wollende Traurigkeit und/oder Depressionen verfällt
  • bei plötzlicher Verschlechterung der Schulnoten oder der Arbeitsleistung
  • bei ständiger Rastlosigkeit und Überaktivität
  • wenn es Anzeichen dafür gibt, dass sich jemand selbst verletzt
  • wenn jemand sagt, dass er bzw. sie sich selbst verletzen will
  • bei Drogen- und Alkoholmissbrauch

Es ist falsch zu glauben, dass Menschen, die von Suizid sprechen, es nicht tun. Aber es ist auch falsch zu glauben, dass eine Person, die entschlossen ist, sich das Leben zu nehmen, nicht mehr von ihrem Vorhaben abzubringen ist. Die meisten sind hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch zu leben und dem Wunsch zu sterben.

Welche Risikofaktoren gibt es?

Warnsignale sind Symptome, die Du sehen, hören und fühlen und an denen Du Suizidalität erkennen kannst. Risikofaktoren hingegen sind unterschiedliche Merkmale, Umstände und Charaktereigenschaften, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eine Person suizidgefährdet ist. Das bedeutet: Risikofaktoren verursachen nicht das suizidale Verhalten, sondern können Hinweise sein, dass es eine Person durch diese Gegebenheiten schwerer hat, mit Krisen umzugehen.

Wenn Deine Freundin oder Dein Freund verlassen wird, wird sie bzw. er sehr traurig sein. Das heißt nicht, dass sie bzw. er zwangsläufig Suizidgedanken hat. Wenn sich die Traurigkeit aber eine lange Zeit hinzieht, sie bzw. er über ein Gefühl der Leere spricht und Suizidgedanken äußert, kann die Trennung zu einem Risikofaktor werden. Die folgenden Risikofaktoren sind keine Checkliste für suizidales Verhalten, sondern können einen Hinweis darauf geben, welche Umstände und Eigenschaften es schwerer machen können, Krisen zu meistern.

Diese Risikofaktoren sind bei Jugendlichen besonders häufig:

  • kürzlicher oder sehr traumatischer Verlust einer geliebten Person
  • Auseinandersetzung mit der sexuellen Orientierung bzw. Identität
  • geringe soziale Unterstützung
  • Mobbingerfahrungen Zuhause oder in der Schule
  • Opfer von Gewalt

Weitere Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit für einen Suizid erhöhen können:

  • psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Depression, bipolare Störung, Schizophrenie, Borderline-Persönlichkeitsstörung
  • Alkohol-, Drogen- und Medikamentenmissbrauch oder -abhängigkeit
  • fehlende Konfliktlösungsstrategien
  • empfundene Hoffnungslosigkeit
  • schwere körperliche (chronische) Erkrankungen
  • Impulsivität und/oder eine Tendenz zu Aggression
  • ein erlebtes Trauma oder Missbrauch (vor allem in der frühen Kindheit)
  • ein vorausgegangener Suizidversuch
  • das Fehlen von sozialer Unterstützung und das Gefühl von Einsamkeit
  • Suizid innerhalb der Familie
  • Jobverlust und finanzielle Schwierigkeiten
  • Verlust einer Beziehung
  • einfacher Zugang zu tödlichen Mitteln
  • Hemmungen, um Hilfe zu bitten
  • geringe kognitive Fähigkeiten
  • niedriger sozioökonomischer Status

Welche Fehlannahmen gibt es?

Oft werden Fakten mit Unwahrheiten durcheinander gebracht. Es ist wichtig sich mit den bestehenden Mythen und Fehlannahmen zum Thema Suizid und den Anzeichen, die auf einen bevorstehenden Suizid hinweisen könnten, auseinanderzusetzen. Hierzu haben wir ein kleines Quiz mit sieben Fragen aufgenommen. Wie viele davon kannst Du richtig beantworten? Finde es hier heraus.

Sagen wir Suizid oder Selbstmord?

Freunde fürs Leben führen intern eine rege Diskussion über die Nutzung der Begriffe Suizid oder Selbstmord. Wir haben uns darauf geeinigt, bei unserer Aufklärungsarbeit überwiegend den Begriff “Suizid” zu verwenden.

Wir sind uns bewusst, dass das Wort “Selbstmord” von Betroffenen, Angehörigen, Freund:innen und Hinterbliebenen oft als verletzend empfunden wird. Suizident:innen sind keine Mörder:innen im Sinne des Gesetzbuches, sondern Menschen in großer psychischer Not. Der Begriff Selbstmord drückt eine gewaltsame Tötung aus, die selbstverständlich strafrechtlich nicht relevant ist. Der Begriff ist trotzdem nicht falsch, da der “Mord” hier nicht für eine Straftat steht, sondern die Handlung beschreibt – manchmal brutal, gewaltsam, sinnlos, aber immer tödlich.

Jede:r hat eine eigene Meinung dazu und kann bestimmte Begriffe als verletzend oder falsch empfinden. Bitte fragt Euch aber: Mit wem spreche ich gerade über das Thema “Suizid”? Wen könnte ich verletzen? Was möchte ich mit meinem Gespräch und meinem ausgewählten Begriff erreichen?

Freunde fürs Leben sind eine Aufklärungskampagne: Unser Anliegen ist es, den Begriff “Suizid” zu etablieren. Freunde fürs Leben wollen die emotionale Distanz und Stigmata abbauen, um ein Gespräch über psychische Krisen und Suizid anzuregen.

Du hast Suizidgedanken?

Fast alle Jugendlichen haben schon einmal darüber nachgedacht, was wäre, wenn sie nicht mehr leben würden, wenn sie sich selbst töten, Suizid begehen würden.

Du bist also nicht allein mit solchen Gedanken und schon gar nicht deswegen verrückt. Solche Suizidgedanken passen vielleicht eher zu Deinem momentanen Lebensgefühl: Manchmal fühlst Du Dich sicher mit dem, was Du kannst und willst und wie Du fühlst. Manchmal aber, fühlst Du Dich vielleicht ganz klein und unfähig oder verunsichert.

Das kann sich auf Deine Beziehung zu allen Dir nahestehenden Menschen beziehen. Vielleicht gibt es seit geraumer Zeit immer wieder Streit mit Deinen Eltern und Du findest, sie verstehen Dich nicht oder sie schränken Dich zu sehr ein, behandeln Dich noch wie ein Kleinkind. Oder Du bist sehr gekränkt, weil Deine Liebe nicht erwidert wird, vielleicht denkst Du, nicht liebenswert zu sein. Oder Du hast Stress in der Schule, in der Klassengemeinschaft, mit Lehrer:innen, mit den Leistungsanforderungen.

Es könnte auch sein, dass Du Dich nicht attraktiv genug findest, dass Du mit Deinem Körper unzufrieden bist. Vielleicht hast Du den Drang, Dich selbst zu verletzen – oder Du tust es bereits? Bist Du auf der Suche nach Lebenssinn, findest, dass die Welt, so wie sie ist, schreckliche Seiten hat? Aber Du weißt auch nicht, was oder wie Du etwas ändern kannst? Zusammengenommen geht es Dir vielleicht manchmal so, dass Du nicht mehr weiter weißt. Es ist so ein Gefühl, wie in einem Tunnel gefangen zu sein.

Wir möchten Dich ermutigen, das Gespräch mit einer Jugendberatungsstelle aufzunehmen. Du kannst einen persönlichen Termin vereinbaren, am besten telefonisch. Denn Gespräche können Dich entlasten. Du kannst erleben, dass es immer einen Weg aus dem Tunnel heraus gibt. Du kannst aktiv werden, um zu verhindern, dass die Probleme sich weiter auftürmen und Dir die Sicht versperren.

Hier findest Du Hilfe.

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Was bedeutet eigentlich …?

Hier findest Du Informationen rund um die Themen Suizid und Depression.

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Infomaterial

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Selbsttest

Eine Depression ist nicht immer einfach zu erkennen. Hier findest Du als Hilfestellung einen Selbsttest.

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