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Aktivist und Autor Raúl Krauthausen über Einsamkeit, Behinderung und das Aushandeln von Selbstbestimmung

In der zweiten Folge „Kopfsalat“ spricht Moderator Sven Haeusler mit Raúl Krauthausen über die feinen Unterschiede zwischen Alleinsein und Einsamkeit – und darüber, was es bedeutet, diese Zustände als Mensch mit Behinderung immer wieder neu verhandeln zu müssen. Der Autor, Aktivist und Gründer der Sozialhelden spricht offen über Intimität, Scham, Beziehungen und die Herausforderungen im Alltag mit Assistenz.

Raúl Krauthausen erklärt, dass Alleinsein für ihn etwas Physisches ist – niemand ist da. Einsamkeit dagegen ist emotional: Ich habe Menschen um mich, kann aber bestimmte Gedanken oder Sorgen nicht teilen. Gerade als Mensch mit Assistenzbedarf sei der Wunsch nach Alleinsein nie selbstverständlich. Das ist nichts, das man sich einfach nimmt: „ich muss es aushandeln. Mit mir selbst, mit meinen Assistenzen. Und manchmal ist es schwer, zu sagen: Bitte lass mich allein.“

Trotz Ehe, Freunden und einem engen Netzwerk spricht der Aktivist auch über die spezielle Form von Einsamkeit, die entstehen kann, wenn Erfahrungen nicht gespiegelt werden: „Es ist ein Unterschied, ob jemand versteht, was Diskriminierung bedeutet – oder ob jemand es wirklich nachempfinden kann, weil er selbst betroffen ist.“

Im Gespräch teilt der 44-Jährige persönliche Einblicke in seine Jugend: das Gefühl, im Datingleben auf der Ersatzbank zu sitzen, Scham beim Bitten um Hilfe, und die späte Erkenntnis, dass es andere Menschen mit Behinderung waren, die ihm den Mut gaben, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen.

Krauthausen plädiert für mehr Verständnis für Nähe, Distanz und professionelle Assistenzbeziehungen – aber auch für mehr Räume, in denen über Einsamkeit gesprochen werden darf. Einsamkeit ist nicht nur ein Mangel an Kontakten, sondern oft ein Mangel an geteilten Erfahrungen.

Foto: Anna Spindelndreier

Über Kopfsalat

Der Freunde fürs Leben-Podcast Kopfsalat erscheint zweimal monatlich und ist auf frnd.de sowie auf den gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify, Deezer und RTL+ abrufbar. Die Sonderedition Einsamkeit wird von der KKH Kaufmännische Krankenkasse gefördert. Der Moderator ist Filmemacher und Journalist Sven Haeusler.

Seit 2001 klärt der gemeinnützige Verein Freunde fürs Leben e.V. Jugendliche und junge Erwachsene über mentale Gesundheit, Depression und Suizid auf. Denn durch gezielte Informationsvermittlung über Warnsignale, Hilfsadressen und Therapiemöglichkeiten ist Suizidprävention möglich.

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